4_SQUARES

2012

Quadriptychon


quadriptych

Für die Ausstellung Mit dem Ofenrohr ins Gebirge entwickelte ich die textile Arbeit 4_squares als konzentrierte Auseinandersetzung mit Materialität, Wahrnehmung und den Grenzbereichen zwischen Kunst, Kunsthandwerk und Design. Diese Themen rückten zu jener Zeit für mich besonders in den Fokus – ausgelöst durch meinen beruflichen Hintergrund zwischen Theaterarbeit, Kunststudium und eigener künstlerischer Praxis. Die Frage nach einem „Platz“ innerhalb dieser Felder – oder bewusst dazwischen – prägte meine Herangehensweise an diese Arbeit entscheidend.

4_squares besteht aus vier markanten Rechtecken, jeweils gefertigt aus Materialpaaren mit gegensätzlichen Eigenschaften. Im Zentrum steht ein reduziertes Farbschema – Schwarz und Weiß – das durch seine Klarheit ebenso Spannung erzeugt wie durch die Gegensätze in Haptik und Wirkung: Wolle trifft auf Seide – warm und kühl, weich und glatt –, ergänzt durch die Kombination von Wolle und Holz, deren weich-organische Textur sich der klaren Festigkeit des Holzes entgegenstellt.
Die Objekte sind als autonome Kunstwerke konzipiert, tragen aber zugleich das Potenzial serieller Produktion in sich. Genau in dieser Doppelcodierung – zwischen Unikat und Reproduzierbarkeit – hinterfragen sie die klassische Grenzziehung zwischen Kunst und Design.

Der Blick der Betrachter*innen wird durch diese Ambivalenz bewusst irritiert: Was sehen sie? Ein Kunstobjekt? Ein Designstück? Ein Modell für eine größere Installation? Oder vielleicht ein architektonischer Entwurf? Oder sind es schlicht „schöne“ Werke, die sich bewusst einer eindeutigen Zuschreibung entziehen?

Neben diesen offenen Lesarten war mir insbesondere das Experiment mit Materialkontrasten und formaler Reduktion wichtig. 4_squares versteht sich als konzentrierter Versuch, mit einfachen Mitteln – Material, Farbe, Komposition – eine sinnliche wie reflektierte Auseinandersetzung mit Gestaltungsfragen zu schaffen.

In dieser Verdichtung liegt auch die Grundlage für die spätere, deutlich umfangreichere Arbeit 400_squares (ebenfalls 2012). Während 4_squares klar und abgeschlossen erscheint, überführt 400_squares das Konzept in ein offenes System: ein modulares Spiel mit Wiederholung, Variation, räumlicher Ausbreitung und Materialillusion. Was in 4_squares angelegt ist, entfaltet sich dort zu einem raumgreifenden, situativen Organismus.

For the exhibition Mit dem Ofenrohr ins Gebirge, I developed the textile work 4_squares as a focused exploration of materiality, perception, and the transitional space between art, craft, and design. At the time, these themes had gained particular relevance for me—sparked by my professional background in theatre, art studies, and independent artistic practice. The question of where to position myself within or between these fields was central to the conceptual approach of this work.

4_squares consists of four distinct rectangles, each made from combinations of materials with opposing qualities. At its core lies a reduced color scheme—black and white—whose contrast is heightened by tactile and visual oppositions: wool meets silk—warm and cool, soft and smooth—complemented by the pairing of wool and wood, where the pliable textile surface encounters the firmness and structure of solid material.
Each piece stands as an autonomous artwork, yet simultaneously holds the potential for serial reproduction. It is precisely in this duality—between uniqueness and repeatability—that the work challenges the conventional boundaries between art and design.

Viewers are invited into this ambiguity: What are they seeing? An artwork? A design object? A model for a larger installation? An architectural concept? Or simply something aesthetically refined that resists clear categorization?

Beyond these open interpretations, my primary interest in 4_squares was to experiment with the interplay of material contrasts and formal reduction. The series represents a distilled attempt to use simple means—material, color, composition—to create a work that is both sensually engaging and conceptually precise.

This condensation laid the foundation for the subsequent, more expansive installation 400_squares (also created in 2012). While 4_squares appears compact and contained, 400_squares transforms the original concept into an open, adaptive system: a modular arrangement exploring repetition, variation, spatial extension, and material illusion. What was suggested in 4_squares unfolds here into a spatially dynamic and situational organism.

pictures: © Kerstin Bennier